Veringen“ wurde 1143 erstmals durch Papst Eugen III. in einer Urkunde erwähnt und den Besitztümern des Klosters Wiblingen zugeordnet. Bis zu Beginn der Frühen Neuzeit wechselte Vöhringen über Umwege in den Besitz der Grafen von Kirchberg und später in den der Illertisser Freiherrenlinie der Vöhlin von Frickenhausen. Ab 1756/57 zum Kurfürstentum Bayern gehörig, verdreifachte sich mit der ausgeweiteten Niederlassung der Messingwerke Wieland & Cie 1864 in Vöhringen die Bevölkerung des damaligen Dorfes bis 1919 auf knapp 2.300 Menschen.Die in ihren Ursprüngen auf das 13. Jahrhundert zurückgehende „Pfarrkirche zu Ehren unserer Lieben Frau und des Heiligen Michael“ konnte aufgrund ihrer zu klein gewordenen Kapazität den Anforderungen der zahlenmäßig wachsenden (Kirchen-)Gemeinde immer weniger gerecht werden. Deshalb gründete Pfarrer Adalbert Mrutzkowski ab der Jahrhundertwende einen eigenen Kirchenbauverein. Sein Nachfolger Joseph Köberle trieb die nach dessen plötzlichem Tod 1906 zwischenzeitlich zum Erliegen gekommenen Baubestrebungen voran. Im Hochsommer 1907 bekam der Münchner Architekturprofessor Franz Zell den Zuschlag für die Planung und den Bau der neuen Hauptpfarrkirche erteilt.
Zell präferierte zunächst die damals untypische Westung der Kirche auf dem Gelände der heutigen Mittelschule nach dem Vorbild der römischen Hauptbasiliken, da er mit einem Hauptportal im Westen fernab des eigentlichen Dorfes eine Hauptnutzung des nördlichen Seiteneingangs befürchtete.[2]

Bezirksamtmann Alfred Staehler konnte sich mit diesen Plänen nicht anfreunden, da er eine bauliche und optische Erdrückung umstehender Gebäude an diesem Standort befürchtete. Er sprach sich für einen südöstlicher gelegenen Bau der neuen Pfarrkirche am heutigen Standort aus. Im Zuge der ungeklärten Finanzierung des künftigen Kirchturms brachten die Unternehmerbrüder Philipp und Max R. Wieland die Überlegung ins Spiel, den Turm finanziell zu subventionieren, wenn er zugleich auch als Wasserturm benutzt würde und damit auch ein alltäglicher Mehrwert für die politische Gemeinde und den wachsenden protestantischen Bevölkerungsanteil erwachse. Für letzteren forderten sie für ihre finanzielle Unterstützungen die Übertragung der altgedienten Marienkirche in den Besitz einer zu errichtenden evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde. Da das Bischöfliche Ordinariat in Augsburg die Idee des Wasserturms und Pfarrer Köberle die der Schenkung der Alten Pfarrkirche missfiel, scheiterten diese Überlegungen jedoch. Die Unternehmerbrüder stellten, nicht zuletzt aufgrund des großen Anteils katholischer Arbeiterfamilien am Fabrikstandort Vöhringen, ihre Bedingungen zurück und unterstützen die Pfarrei mit einer Summe von rund 90.000 Mark.
Bereits 17 Monate nach der Grundsteinlegung, am 5. Februar 1913, wurde nach der Fertigstellung des Rohbaus durch die Firma Hertnagel & Co. aus Heimenkirch Richtfest gefeiert, wenngleich sich die Fertigstellung des Innenraums aufgrund des Ersten Weltkriegs noch bis Herbst 1919 hinzog. Am 16. Mai des Folgejahres weihte der Augsburger Diözesanbischof Maximilian von Lingg den Hochaltar und die Kirche ein. Ebenfalls kriegsbedingt wurden im Zweiten Weltkrieg vier der fünf Kirchturmglocken von 1914 eingezogen und in der Rüstungsindustrie eingeschmolzen.

Am Nachmittag des 24. April 1945 erreichten US-amerikanische Truppen das im äußersten Osten des damaligen Gaus Württemberg-Hohenzollern liegende Illerrieden. Da die letzten Ideologen der Waffen-SS die Illerbrücke nach Vöhringen sprengten und die Alliierten entsprechend mit erbittertem militärischem Widerstand rechneten, trafen unzählige Artilleriegeschosse Vöhringen und die Michaelskirche. Pfarrer Adalbert Städele harrte zu dieser Zeit mit einigen Vöhringer Familien und mit den vom Turm geflohenen Beobachtungsposten im zum Luftschutzbunker umfunktionierten Keller der Kirche aus.[3] Obwohl wegen der sogenannten „Wehrkraftzersetzung“ die Todesstrafe durch den Strang drohte, griffen Pfarrer Städele und der später für wenige Tage eingesetzte Vöhringer Bürgermeister und als Geigenvirtuose bekannt gewordene Albert Eckstein zu den weißen Fahnen, um weitere Tote und Zerstörung zu verhindern.[4]

Baulich wurde die Kirche bis 1949 saniert und die eingeschmolzenen Glocken ersetzt. In der Amtszeit von Josef Hochenauer, zwischen 1965 und 1991 (Stadt-)Pfarrer von Vöhringen und späterer Mitinitiator der Wiederbelebung des Klosters Helfta bei Magdeburg, veränderte sich das Gesicht des Chorraumes und der Vierung elementar. Bei der Restaurierung von 1978/80 wurden die Kinder- und Kommunionbänke entfernt und eine nach der Liturgiereform vielerorts üblich gewordene Altarinsel mit einem steinernen Volksaltar, Ambo und Taufstein eingebaut und durch den Bischof Josef Stimpfle eingeweiht.
Seit der Nachkriegszeit war die Michaelskirche Ort unterschiedlicher Primizen, die für das Dorf bzw. die Stadt jeweils besondere Großereignisse waren: So feierten die späteren Monsignori Georg Höß und Hermann Zimmerer 1957, Michael Schrode 1982 und Raffaele de Blasi 1995 jeweils mit Hunderten von Menschen in der Michaelskirche ihre erste heilige Messe. Zudem waren mit den jeweiligen Augsburger Diözesan- und Weihbischöfen, Nuntius Jean-Claude Perisset oder Bischof Thomas Thuruthimattam aus der Vöhringer Partnerdiözese Gorakhpur immer wieder prominente Köpfe aus der Orts- und Weltkirche Zelebranten von feierlichen Gottesdiensten in Vöhringen. Mit der Ernennung von Pfarrer Martin Straub zum Dekan ist sie seit Januar 2019 Dekanatskirche des Dekanates Neu-Ulm.
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Weitere Informationen über die Kirche
https://de.wikipedia.org/wiki/Michaelskirche_(Vöhringen)
Informationen der Pfarrgemeinde St. Michaelis in Vöhringen
https://www.pg-voehringen.de/pfarreien/st-michael-voehringen
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