St. Michael in Kettershausen
Katholische Pfarrkirche, neuromanischer Bau, 1855-59, Turm spätgotisch
Die katholische Pfarrkirche St. Michael befindet sich in Kettershausen im Landkreis Unterallgäu in Bayern. Die Kirche steht unter Denkmalschutz.
Der spätgotische Kirchturm stammt aus der Zeit um 1500. Der ursprünglich aus der gleichen Zeit stammende Chor der Kirche wurde in den Jahren 1855–1859 durch Hugo von Kern in neuromanischem Stil völlig umgestaltet.
Die Kirche ist ein flachgedeckter Saalbau mit Lisenengliederung. An der Westseite befindet sich eine doppelte Empore. An das Langhaus schließt sich der stark eingezogene, dreiseitig geschlossene Chor an. An beiden Seiten des Chores befinden sich Oratorien mit Dreifacharkaden. Im Chor befindet sich eine Stichkappentonne. Diese befindet sich über von Viertelsäulen flankierten Wandvorlagen. Die Außenfassade des Langhauses ist durch Lisenen und Rundbogenfriese gegliedert. Eine von Johann Riedmiller 1858 geschaffene Relieffigur Christi befindet sich in der westlichen Vorhalle im Tympanon.
Die Kirche besitzt eine neuromanische Ausstattung, die um 1858 geschaffen wurde. Si geht auf Entwürfe von Thomas Guggenberger zurück. Der Hochaltar enthält eine Kreuzigungsgruppe aus den Jahren 1720/30. Die Assistenzfiguren des Hochaltares stammen aus der gleichen Zeit. Auf dem rechten Seitenaltar befindet sich eine geschnitzte Muttergottes von 1510/20. Die Muttergottes ist eine Ulmer Arbeit aus dem Umfeld von Gregor Erhart.
Die Fresken im Chor wurden 1858/59 von Thomas Guggenberger, im Langhaus 1896 von Basilio Coletti geschaffen. Sie zeigen Szenen aus dem Alten und Neuen Testament.
Michael (hebräisch מיכאל; arabisch ميكائيل/ميكال DMG „Mīkā’īl“ bzw. „Mīkāl“, deutsch „Wer ist wie Gott?“) ist nach dem Tanach ein Erzengel und kommt in den Traditionen des Judentums, Christentums und Islams vor. Anders als im Christentum wird der Engel Michael im Judentum nie mit „Attributen der Göttlichkeit“ versehen. In der neutestamentlichen Offenbarung des Johannes tritt Michael in einem eschatologischen Kontext als Bezwinger Satans auf, den er auf die Erde hinabstürzt (Offb 12,7–9 EU). Der Erzengel wurde nach der siegreichen Schlacht auf dem Lechfeld am 10. August 955 zum Schutzpatron des Ostfrankenreichs und später Deutschlands erklärt.
Der Koran und die arabische Literatur rezipierten die Gestalt des Erzengels Michael seit dem 7. Jahrhundert n. Chr. unter den Namen Mikal bzw. Mika'il.
Im apokryphen 1. Buch Henoch (1,20) wird Michael als vierter der sieben Erzengel und Schutzpatron Israels benannt und als „barmherzig und langmütig“ bezeichnet (2,40). Im Vers 1,11 beauftragt Gott Michael damit, den gefallenen Engel Semjasa und sein Gefolge „für 70 Geschlechter“ zu binden, die „Geister der Verworfenen“ zu vernichten und „alle Gewalttat und Unreinheit von der Erde zu tilgen“. Auch legt Gott den Eid Aqae, der die Geheimnisse der Schöpfung enthält, in die Hände des Erzengels (2,69). Außerdem fungiert Michael als Führer und Lehrer des Henoch und zeigt ihm unter anderem den Baum des Lebens (1,24) sowie „alle Geheimnisse der Barmherzigkeit und Gerechtigkeit, […] alle Geheimnisse der Enden des Himmels und alle Behälter aller Sterne und Lichter“ (2,70).
Eine zentrale Rolle spielt Michael auch in der apokryphen Moses-Apokalypse. So überbringt er etwa mehrfach Botschaften Gottes an Adam und seinen Sohn Seth (3,2; 13,2). Nach Vers 22,1 bläst Michael die Trompete zum Gericht Gottes über den sündigen Adam. Michael ist es aber auch, der danach Adam auf Gottes Geheiß in den „dritten Himmel“ bringt (37,4) und dort mit Leinen und Salböl versieht (40,1). Später hilft er Seth bei der Beerdigung seiner Mutter Eva (43,1).
Auf das apokryphe Nikodemusevangelium schließlich geht die Vorstellung von Michael als Hüter des Paradiestores zurück.
Auch wird Michael mit dem „Engel des Angesichts“ in Verbindung gebracht, der nach dem apokryphen Buch der Jubiläen zunächst von Gott als Chronist der Weltgeschichte eingesetzt wurde (Jub 1,27), dann aber, wiederum auf Gottes Geheiß, Mose beauftragte, die Schöpfungsgeschichte für die Menschen niederzuschreiben (Jub 2,1).
In den 1947 entdeckten Schriftrollen vom Toten Meer wird Michael als „Fürst des Lichts“ bezeichnet, der die Heerscharen Gottes gegen die Mächte des Bösen unter Belial führt. Auch trägt er dort den Titel „Vizekönig des Himmels“.
Der Name des himmlischen Wesens Michael ist eindeutig jüdisch-hebräischer Herkunft. Mi kamocha elohim bedeutet „wer“ (mi) „ist wie du“ (ka(mocha)), „Gott“ (El(ohim)). Das Judentum wies früh und stetig die mögliche Mittlerrolle der „Erzengel“ zu Gott, z. B. als Fürbitter zurück. Ebenso verwies es früh und stetig die Vorstellung als falsch, Engel bzw. „Erzengel“ („Himmelsfürst“, „Himmelsprinz“) seien eigenständig handelnde Wesen, wie etwa der gefallene Engel Luzifer im Christentum. Das Verbot des Götzendienstes wird auf Michael und andere „Erzengel“ ausgedehnt, wie auch die Lehre des Dualismus der zwei ewigen streitenden Mächte, des Reichs des Bösen/der Dunkelheit und des Reichs des Guten/des Lichts, verboten wird.[2]
Die Verfasser der jüdischen Midrasch-Texte interpretierten Michael häufig auch in namentlich nicht näher bezeichnete biblische Engelsgestalten hinein, so etwa
- in den Cherub, der den Menschen die Rückkehr ins Paradies verwehrt (Gen 3,24 EU)
- in einen der Engel, die nach Sodom gingen (Gen 19,1ff. EU), um Lot zu retten
- in den Engel, der Isaak vor dem Opfertod errettet hat (Gen 22,11ff. EU)
- in den Engel, mit dem Jakob gekämpft hat (Gen 32,25ff. EU)
- in den Engel, der sich der Eselin des Bileam in den Weg stellte (Num 22,22 EU),
- in den „Fürsten über das Heer des Herrn“ (Jos 5,13–15 EU),
- in den Engel, der die Armee des Assyrer-Königs Sennacherib vernichtet hat (2 Kön 19,35 EU),
- in den Engel, der die drei Jünglinge aus Nebukadnezars Feuerofen errettet hat (Dan 3,20 EU).
Im Judentum wird Michael zusammen mit Gabriel bildhaft als Schutzengel des Volkes Israel benannt. Im Buch Daniel wendet sich der Engel Gabriel in einer Vision an den Propheten Daniel: „Vorher aber will ich dir mitteilen, was im Buch der Wahrheit aufgezeichnet ist. Doch keiner hilft mir tatkräftig gegen sie außer eurem Engelfürsten Michael.“ (Dan 10,21) In den eschatologischen Erzählungen des Buches Daniel hat Michael eine Schlüsselfunktion für das Volk Israel. „In jener Zeit tritt Michael auf, der große Engelfürst, der für die Söhne deines Volkes eintritt. Dann kommt eine Zeit der Not, wie noch keine da war, seit es Völker gibt, bis zu jener Zeit. Doch dein Volk wird in jener Zeit gerettet, jeder, der im Buch verzeichnet ist.“ (Dan. 12, 1) Des Weiteren schreiben die jüdische und christliche Tradition Michael auch die Verrichtung von Diensten im Auftrag Gottes zu: Er führt die himmlischen Bücher und vollzieht die Gerichtsurteile. Nach einer rabbinischen Erzählung besteht Michael ganz aus Schnee, weshalb ihm das Metall Silber zugeordnet ist.
m Christentum gilt Michael insbesondere als Bezwinger des Teufels in Gestalt des Drachen (Höllensturz) sowie als Anführer der himmlischen Heerscharen. Das geht auf eine Formulierung der Septuaginta (Jos 5,14 EU) zurück: „der oberste Heerführer der Streitmacht des Herrn“ (altgriechisch ἀρχιστράτηγος δυνάμεως Κυρίου archistrátēgos dynámeōs Kyríou). Die letzten Worte, die der Satan vor seinem Sturz hörte, sollen „Wer (ist) wie Gott?“ gewesen sein – eine wörtliche Übersetzung des hebräischen Mi-ka-el. Schon früh wird Michael als Hüter des Paradiestores dargestellt. Nach der kirchlichen Tradition kommt ihm auch die Rolle des „Seelenwägers“ am Tag des jüngsten Gerichts zu.
In den eschatologischen Erzählungen des Buches Daniel hat Michael eine Schlüsselfunktion, da er die apokalyptischen Visionen des Daniel (im Judentum gilt er nicht als Prophet) entschlüsselt und damit eine Botenfunktion zum Volk Israel einnimmt. In den Visionen Daniels wird Michael auch als „Schutzengel Israels“ benannt.[3] „Und in jener Zeit wird Michael auftreten, der große Fürst, der für die Söhne deines Volkes eintritt. Und es wird eine Zeit der Bedrängnis sein, wie sie noch nie gewesen ist, seitdem eine Nation entstand bis zu jener Zeit. Und in jener Zeit wird dein Volk errettet werden, jeder, den man im Buch aufgeschrieben findet.“ (Dan 12,1 EU) Die Bezeichnung „Söhne“ oder „Kinder deines Volkes“ hat irrtümlicherweise in der christlichen Tradition dazu geführt, dass Michael als Schutzpatron der Kinder galt.
Daneben spielt Michael eine wichtige Rolle im Volksglauben. Er ist es, der ein Verzeichnis der guten und schlechten Taten eines jeden Menschen erstellt, das diesem zunächst am Tag des Sterbens (Partikulargericht), aber auch am Tage des Jüngsten Gerichts vorgelegt wird und auf dessen Basis er über ihn richtet. Er erscheint hier in der wichtigen Position des Seelenwägers. Auch geleitet er die Seele des Verstorbenen auf ihrem Weg ins Jenseits. Dementsprechend wird er mit den Attributen Waage und Flammenschwert dargestellt. Die darstellende Kunst ordnet ihm die Farbe Rot in allen Schattierungen zu (für Feuer, Wärme und Blut).
Die christliche Vorstellung vom Erzengel Michael wurde vor allem von der Offenbarung des Johannes (Offb 12,7 EU) beeinflusst, aber auch von Gedanken aus dem 1. Buch Henoch und anderen Apokryphen. Dazu bestehen Ähnlichkeiten mit verschiedenen antiken Gottheiten anderer Kulturkreise: Zu nennen ist etwa der ägyptische Mondgott Thot, der das Ergebnis der Herzenswägung beim Totengericht notiert, der mit dem Planeten Merkur verbundene akkadische Weisheitsgott Nabu, der Schreiber und Inhaber der Schicksalstafeln, sowie dessen sumerisches Gegenstück, die Göttin Nisaba. Als Seelenführer und Seelenwäger kann man Michael schließlich mit Hermes Psychopompos[4], den zoroastrischen Göttern Sraosha und Rashnu, den ägyptischen Göttern Horus und Anubis sowie den mandäischen Göttern Hibil und Abathur vergleichen.
Das Judentum, der Islam und das Christentum betrachten Michael als einen der vier Erzengel; die anderen sind Gabriel, Raphael und Uriel. Umstritten war unter den Kirchenvätern die Einordnung des hl. Michael in die himmlische Hierarchie: Während Salmeron, Robert Bellarmin sowie Basilius der Große und andere griechische Patriarchen ihm den höchsten Rang unter den Engeln einräumen, betrachtet ihn etwa Bonaventura lediglich als Haupt der Seraphim, des ersten der neun Engelschöre. Nach Thomas von Aquin steht er der untersten Ordnung vor, den einfachen Engeln. Einer Legende nach entstanden die Cherubim aus den Tränen des Erzengels Michael, die er über die Sünden der Gläubigen vergoss. Der Mozarabische Ritus reiht ihn unter die 24 Ältesten ein.
In der Theologie der Mormonen hat sich der Erzengel Michael im ersten Menschen Adam verkörpert; er wird hier als Gottes Ebenbild betrachtet.[5][6] Nach dem Glauben der Zeugen Jehovas ist Michael sowohl mit dem Wort Gottes (vgl. Joh 1,1 EU) identisch als auch mit Jesus. Er habe Jehova bei der Erschaffung der Welt Hilfe geleistet, später als fleischgewordener Menschensohn ein Leben ohne Sünde gelebt und sei nach dessen Opfertod in seinen ursprünglichen spirituellen Zustand zurückgekehrt. Eine ähnliche Vorstellung findet sich auch bei den Siebenten-Tags-Adventisten. Hier wird Jesus Christus trotz der Gleichsetzung mit Michael gleichzeitig als „Gott der Sohn“ und damit als Teil der Dreieinigkeit angesehen.
- Der Überlieferung nach hat der hl. Michael in Konstantinopel den Kaiser Konstantin besucht.
- Es gibt mehrere Überlieferungen über eine Erscheinung des hl. Michael im Jahre 490 auf dem Monte Sant’Angelo im Garganogebirge in Apulien. Dort soll ein reicher Viehzüchter mit Namen Gargano seinen weggelaufenen Stier gesucht haben. Er fand den Stier schließlich auf einem Felsvorsprung vor einer Höhle. Weil das Tier von dort nicht mehr wegkommen konnte, wollte er es mit einem Pfeil erlegen. Der Pfeil drehte sich jedoch in der Luft und traf den Schützen, der nur aufgrund der Gebete des Bischofs von Siponto überlebte. Der Erzengel Michael erschien daraufhin dem Bischof und erklärte, dass er dieses Wunder bewirkt habe, damit ihm in dieser Höhle ein Heiligtum errichtet werde. Bis heute ist die Höhle auf dem Monte Sant’Angelo eine der bedeutendsten Wallfahrtsstätten Italiens.
- Auf Anrufung des hl. Michaels durch Papst Gregor (590–604) um Befreiung der Stadt Rom von der Pest soll der Engel im Jahre 590 über dem Hadriansmausoleum erschienen sein und sein Schwert in die Scheide gesteckt haben, worauf die Pest verschwand. Darauf gab der Papst dem Hadriansmausoleum den Namen „Engelsburg“. 1752 wurde eine bronzene Statue des Erzengels des flämischen Künstlers Pieter Anton Verschaffelt auf der Engelsburg angebracht.
- 708 zeigte der Erzengel Michael sich der Legende nach dem hl. Aubert, dem Bischof von Avranches (Normandie). Hierauf geht die Errichtung der Abtei Mont-Saint-Michel zurück.
- 1425 soll der Erzengel Michael der Jungfrau von Orléans erschienen sein und sie zur Rettung Frankreichs aufgefordert haben.
- 1429, im Oktober, soll der Erzengel Michael der Sage nach die Sechsstadt Bautzen vor den anstürmenden Hussiten errettet haben
Weiter gilt der hl. Michael auch als Heilkundiger, als himmlischer Arzt und Patron der Kranken. So ließ er unter anderem laut einem Bericht des Patriarchen Sisinnius I. von Konstantinopel († 427) im phrygischen Kolossai, dem späteren Chonai, im 3. Jahrhundert eine wundertätige Heilquelle entspringen, woraufhin man dem Erzengel um sie herum eine Kirche errichtete. Etwa hundert Jahre versuchten die Heiden das Christentum auszulöschen, indem sie die Gebirgsbäche Lykokapros und Kouphos in die Heilquelle umleiteten, um sie zu verunreinigen und ihr somit die heilende Kraft zu nehmen. Auf die Fürbitte des heiligen Eremiten Archippos (vgl. Kol 4,17 EU) fuhr der Erzengel Michael „wie eine Feuersäule“ vom Himmel herab und spaltete einen Felsen, worauf die Wassermassen unterirdisch abflossen und hierbei zwar die frevelnden Heiden mitrissen, der Heilquelle und der Kirche aber keinen Schaden zufügten. Durch das Wunder, dessen die orthodoxe Kirche am 6. September gedenkt, wurde Chonae zum Mittelpunkt eines ausgeprägten Erzengelkults in ganz Phrygien, dessen Auswüchse das Konzil von Laodicea (363) zu steuern versuchte. Vermutlich hat er eine vergleichbare vorchristliche Tradition um den antiken Heilgott Men-Karoi überlagert und ersetzt. Auch in Pythia in Bithynien und anderen Orten Kleinasiens gibt es dem heiligen Michael geweihte heiße Quellen.
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