St. Meinrad in Jedesheim

 


Das Kirchdorf liegt im östlichen unteren Illertal etwa 2,5 km südlich von Illertissen auf einer Höhe von 519 m ü. NHN. Östlich steigt das Gelände allmählich zum Oberroggenburger Wald hin an. Zwei Kilometer westlich verläuft die Grenze zu Baden-Württemberg.

Die Gegend war bereits im Mesolithikum von Menschen besiedelt, wie einzelne Lesefunde belegen. Etwa einen Kilometer südlich des Ortes befand sich eine Freilandstation, die mit Aktennummer D-7-7826-0030 als Bodendenkmal geschützt ist.[1]

Erstmals urkundlich erwähnt ist Jedesheim im Jahr 1105 als Besitz des Herzogs Friedrich II. von Schwaben. Es gehörte zur Herrschaft von Tissen. Durch das Kloster Einsiedeln wurde 1220 die unabhängige Pfarrei Jedesheim St. Meinrad gegründet. Jedesheim wurde wie Illertissen über viele Jahrhunderte von der Herrschaft der Grafen von Kirchberg und von den Vöhlin aus (Memmingen) geprägt.

Die ehemals selbständige Gemeinde im aufgelösten Landkreis Illertissen mit den Ortsteilen Binsengraben und Ölmühle wurde am 1. Mai 1978 im Rahmen der Gemeindegebietsreform in die Stadt Illertissen eingegliedert.[2]

  • Die katholische Pfarrkirche St. Meinrad wurde bereits im Mittelalter erbaut. Das Gebäude ist ein Saalbau mit eingezogenem Polygonalchor und Westturm. Ein Neubau der Kirche, nach Plänen vom Baumeister Georg von Stengel, erfolgte 1855.
  • Das Bauernhaus in der Bayernstraße 11 wurde in der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts erbaut. Das Gebäude ist ein zweigeschossiger Mitterstallbau mit Satteldach und Fachwerkgiebel. Im 19. Und 20. Jahrhundert wurden Renovierungsarbeiten und Umbauten durchgeführt.
  • Das katholische Pfarrhaus ist ein zweigeschossiger Walmdachbau mit Gurt- und Traufgesims und wurde 1787 erbaut.
 
Über das Leben von Meinrad

Meinrad stammte einer historisch nicht haltbaren Legende nach aus der Familie der Grafen von Hohenzollern. Er wurde an der Klosterschule der Benediktinerabtei Reichenau im Bodensee von den Äbten Haito und Erlebald unterrichtet. Er trat ins Kloster ein und wurde Mönch. Nach einigen Jahren auf der Reichenau und im abhängigen Priorat „Babinchova“ (entspricht vielleicht dem heutigen Benken, südöstlich des Zürichsees) entschloss er sich für ein eremitisches Leben und zog sich 828 auf den Etzelpass zurück. Von den vielen Besuchern in seiner Sehnacht nach Stille gestört, zog er 835 weiter in den „Finstern Wald“. Er soll an der Stelle, wo heute die Gnadenkapelle in der Klosterkirche Einsiedeln steht, eine Klause und eine Kapelle errichtet haben, um dort Gott zu dienen.

Der Legende nach wurde Meinrad am 21. Januar 861 von zwei Landstreichern erschlagen, welche die am Schrein von gläubigen Pilgern niedergelegten Schätze begehrten. Daraufhin sollen zwei Raben die Mörder verfolgt und vor Gericht geführt haben, wo sie unter dem Vorsitz des Grafen Adalbert des Erlauchten zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt wurden. Aus diesem Grund sind auf den Wappen von Kloster und Dorf Einsiedeln zwei Raben abgebildet.

Während der folgenden achtzig Jahre war die Klause „im finstern Wald“, wie man damals diese Gegend nannte, nie ohne einen oder mehrere Einsiedler, die dem Beispiel Meinrads folgten. Einer von ihnen, genannt Eberhard, zuvor Propst von Strassburg, errichtete im Jahre 934 ein Kloster, dessen erster Abt er wurde. Er gab der Gemeinschaft die Regel des heiligen Benedikt von Nursia.

Nachdem Meinrad nach seiner Ermordung zunächst auf der Klosterinsel Reichenau beigesetzt worden war, veranlasste der Reichenauer Abt Berno im Jahre 1039, mehr als 170 Jahre nach dem Tod des inzwischen als Märtyrer verehrten Meinrad, die Translation der Reliquien nach Einsiedeln. Am 13. Oktober 1039 wurde die durch einen Brand zerstörte Klosterkirche in Einsiedeln durch Abt Berno wieder eingeweiht. Berno dichtete und komponierte eigens für den Festtag das Festoffizium zu Ehren des Heiligen Meinrad, das heute noch in der gleichen Fassung von den Benediktinern in Einsiedeln gesungen und gebetet wird.[3]

Die älteste Lebensbeschreibung wurde vermutlich noch im 9. Jahrhundert auf der Reichenau aufgeschrieben. Seit dem 10. Jahrhundert ist Meinrad dort in die liturgische Tradition eingefügt. Die älteste bekannte Handschrift befindet sich in der Stiftsbibliothek Einsiedeln (codex 249).

Durch den frühen Basler Buchdruck wurde die Legende des heiligen Meinrad unabhängig voneinander durch zwei dortige Druckereien der Inkunabelzeit populär gemacht. Die Erstausgabe erschien um 1481/1482 bei Bernhard Richel (GW-Ms K 248; ISTC il-00121500: Exemplare in Freiburg im Breisgau, München, Nürnberg). Michael Furter publizierte um 1491/1495 eine deutschsprachige und nach 1496 bis um 1505 weitere vier Ausgaben als illustrierte Drucke, sowie zwei Ausgaben in lateinischer Sprache 1496 und um 1505. Den Drucken war eine hundertjährige handschriftliche Überlieferung vorausgegangen (Handschriften in der Stiftsbibliothek St. Gallen, cod. 598, dat. 1432; Zentralbibliothek Zürich Ms. A 116), sowie das reich illustrierte Blockbuch, das um 1450/1460 vielleicht ebenfalls in Basel hergestellt wurde. Mit der Drucklegung gelang es den Einsiedler Benediktinern, die Wallfahrt zur marianischen Gnadenkapelle mit der Verehrung ihres Klostergründers zu verknüpfen.


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